Naturnahe Beweidung
Weidetiere – Die uralten Landschaftsgestalter

Nicht nur die grandiosen Naturlandschaften Afrikas und Nordamerikas, auch die traditionellen Kulturlandschaften Europas verdanken ihre faszinierende Schönheit und ihren immensen Artenreichtum einer Jahrtausende währenden Beweidung durch große Pflanzenfresser. Waren es zuvor Wildtiere wie Wildpferd, Auerochse, Wasserbüffel, Wisent, Elch und Rothirsch, so übernahmen seit der Sesshaftwerdung des Menschen in der Jungsteinzeit zunehmend Nutztiere wie Rinder, Pferde, Schweine, Ziegen und Schafe deren landschaftsgestaltende Funktionen. Noch bis vor 200 Jahren wurden auch in Mitteleuropa fast alle Nutztiere von Hirten vom Frühjahr bis in den Herbst zur Weide in die freie Landschaft getrieben. Mit der Einführung der ganzjährigen Stallhaltung im Zuge der Industrialisierung begann der zunächst schleichende, in den letzten Jahrzehnten rasante Verlust unserer Tier- und Pflanzenwelt.
Der Verein Naturnahe Weidelandschaften e.V. setzt sich dafür ein, die großflächige und extensive Beweidung, z.B. in Form der „Wilden Weiden“, als zentrale Strategie für den Schutz von Natur und Landschaft wieder in Politik und Gesellschaft zu verankern.
Wussten Sie schon … ?
- dass alle unsere Tier- und Pflanzenarten viele Jahrmillionen mit großen Pflanzenfressern zusammengelebt und sich deshalb hocheffizient an Tritt und Fraß angepasst haben?
- dass auch rund 99 % der Geschichte unserer Kulturlandschaft von extensiver Beweidung geprägt sind?
- dass ein einziges Rind pro Monat rund 1 Tonne Dung produziert, der wiederum 100 Kilogramm Insekten ergeben kann, aus denen wiederum 10 Kilogramm Wirbeltierbiomasse (z.B. Vögel) entstehen können?
- dass diese einst riesige Nahrungsressource in unserer heutigen Landschaft nahezu komplett fehlt oder aber mit Antiparasitenmitteln vergiftet ist?
- dass auf gut geführten extensiven Weiden plötzlich wieder Tier- und Pflanzenarten auftauchen, die Jahrzehnte lang verschollen waren?
- dass die allermeisten Tier- und Pflanzenarten des gemähten Grünlands, auch die so genannten Wiesenbrüter, in Wirklichkeit die letzten Reste einer einstmals hochdiversen Weidefauna und Weideflora sind?
- dass naturnahe Weiden mehr Kohlenstoff in ihrem Boden speichern können als Wald und deshalb ein enormes Potenzial für den Klimaschutz darstellen?
- dass naturnahe Weidelandschaften Vorbilder für unsere Parklandschaften waren und zu unseren attraktivsten Urlaubslandschaften gehören, z. B. in Süd- und Osteuropa?